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Push the limit - Kottingbrunn - 2009

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Das Geschehen auf der Bühne beginnt mit einem Alptraum. Monster kriechen aus ihren Löchern, erobern den Raum. Die Welt der Hörenden und die Welt der Schwer - Hörenden sind manchmal weit voneinander entfernt, es scheint kaum Berührungspunkte zu geben. Die eingegrenzte Welt der Hörbehinderten wird zu einer kleinen Welt und dann fühlen sich die Menschen dort einsam. Aber beide Welten liegen andererseits so eng beieinander, dass zeitweise alle vergessen, dass es überhaupt zwei davon gibt. In solchen Momenten ist es schön und so einfach zu leben. Über diese Welten und das Leben in diesen Räumen, davon wollen jungen Tänzer berichten.

Enja ist schwerhörig, lebt aber in der Welt ihrer hörenden Freunde. Antonio ist hörend und niemals hatte er Kontakte mit Hörbehinderten, bis er Enia kennen lernte. Sie verlieben sich, aber immer wieder auftretende Missverständnisse führen zu Komplikationen und wiederkehrender Entfremdung. Keiner von beiden will das aber so akzeptieren und sie mobilisieren ihre Freunde, um diese Grenzen zu sprengen. Enia wirbt in der Gruppe ihrer Freunde und Antonio bei den Leuten seiner Gang für diesen Kampf. Anfänglich will jeder nur seine Macht, seine Überlegenheit demonstrieren und aus der verlorenen Liebe der Beiden erwächst Hass und Aggression. Ein Unwetter trennt die Liebenden endgültig, sie werden zurückgeworfen in Welten, aus denen es kein Entrinnen zu geben scheint. Trotzdem geben die Liebenden den Kampf nicht auf, wieder zusammen zu kommen. Die Elemente Feuer, Luft, Wasser und Erde verhindern es aber immer wieder. Ge-gen diese Mächte wird angetanzt, unaufhörlich. Die Liebenden werden unterstützt von ihren Freunden. Zuerst sind es zwei, dann vier, dann sechs, dann acht. Und durch diese Gemeinsamkeit, den gemeinsamen Kampf, die Solidarität der Gruppe, gelingt es, die Grenze zu überwinden: Gemeinsamkeit macht stark.

Diese Geschichte ist das Produkt jahrelanger Empfindungen einer jungen Frau als schwerhöriger Mensch unter uns Hörenden. Vordergründig geht es um zwei Liebende, die Geschichte dahinter ist aber der ewige Versuch in der Welt der Hörenden mitleben zu können. Die Verfasserin dieser Geschichte hätte die Sprache, um sich mit uns Hörenden verständigen zu können, über Lautsprache gut verständigen zu können. Aber seit früher Kindheit ist es ein Kampf, eine unglaubliche Anstrengung, immer wieder von Neuem das zu versuchen. Immer wieder bleibt viel unverstanden und ungesagt. Um trotzdem nicht von der Last dieser Gedanken, Wörter und Sätze erdrückt zu werden, hat sie die Bewegung, den Tanz als Ausdruck ihrer innersten Empfindungen entdeckt und kultiviert. Die Unklarheit der Sprache wird zur Klarheit im Tanz. Musik soll eine Brücke bilden, sie nährt Hoffnung, uns Hörende über diese Brücke leichter in ihre Welt führen zu können.

Sie selbst kann sich ebenso im Getöse wilder Töne, als auch im Dahinplätschern feiner musikalischer Wellen erleben. Musik ist in ihr, wie sie immer wieder sagt, wenn sie gefragt wird, ob sie diese Musik hören könne. Sie will ihre ganz persönliche Sprache in die Welt schicken, hoffend, dass wir das besser verstehen als lautliche Äußerungen. Sie hat sich eine Gruppe von Tänzern, jungen begabten Frauen und Männern gesucht, und hat ihnen ihre Geschichte erzählt und jeden einzelnen über Monate darin unterrichtet, ihre Gedanken, ihre Gefühle, den Klang ihres Lebens auszudrücken. In sechs Monaten hat sie dieser Gruppe sprechen gelehrt, auf eine so präzise Weise und auf eine so intensive Weise, dass den Zuschauern, die bei Proben Fragmente dieses Tanztheaterstückes sehen durften, die Gänsehaut über den Rücken lief. Die Intensität einer neuen Sprache scheint die Menschen zeitweise zu erdrücken, ein Gefühl, dass man so nicht oft erlebt. Da tauchen plötzlich im Zuschauer Gefühle der Unentrinnbarkeit auf.

Modern dance, experimenteller Tanz, hiphop, break, selten wird Tanz als so etwas Existentielles, als Ausdruck des Lebens, als Ausdruck der Verzweiflung, das normale Leben zu finden, am normalen Leben mitmachen zu dürfen, erlebt. Hier ist es nicht die Suche nach dem Stoff, den es künstlerisch zu vermarkten gilt, hier ist es der Stoff des Lebens, der seinen Weg gehen muss Im Stück stehen sich die Welt der Hörenden und die Welt der nicht hörende Men-schen gegenüber, sind zumindest durch eine gläserne Wand getrennt. Aber menschliche Eigenschaften wie Liebe, Freundschaft, Solidarität lassen alle um eine gemeinsame, glückliche Welt kämpfen und diese schlussendlich erreichen. Zumindest wünscht sich das die Autorin dieses Stückes.



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